Bewusstsein und Intelligenz

Helena Petrowna Blavatsky

„Die Geheimlehre lehrt die fortschreitende Entwicklung von allem, von Welten sowohl als von Atomen; und es lässt sich weder ein Beginn noch ein Ende dieser erstaunlichen Entwicklung vorstellen.

Unser ‚Universum‘ ist nur eines aus einer unendlichen Zahl von Universen, alle diese sind ‚Söhne der Notwendigkeit‘ als Glieder in der großen kosmischen Kette von Universen, indem jedes von ihnen zu seinem Vorgänger in der Beziehung eines Bewirkten, und zu seinem Nachfolger in der eines Verursachenden steht.“

Aus: Die Geheimlehre, Band 1, S. 74

 „Alles im Weltall, durch alle seine Reiche, ist bewusst: d. h. begabt mit einem Bewusstsein seiner eigenen Art und auf seiner eigenen Wahrnehmungsebene. Wir Menschen müssen uns daran erinnern, dass wir einfach deshalb, weil wir keine Zeichen von Bewusstsein, die wir erkennen können, in, sagen wir, den Steinen wahrnehmen, noch kein Recht haben, zu sagen, dass darin kein Bewusstsein existiert. Es existiert nichts Derartiges wie ,tote‘ oder ,blinde‘ Materie, wie es auch kein ‚blindes‘ oder ‚unbewusstes‘ Gesetz gibt.“

„Das Weltall wird von innen nach außen bewegt und geleitet. Wie oben so ist es unten, wie im Himmel so auf Erden; und der Mensch, der Mikrokosmos und das Kleinbild des Makrokosmos, ist der lebendige Zeuge für dieses universale Gesetz und für die Art seines Wirkens. Wir sehen, dass jede äußere Bewegung, Handlung, Gebärde, einerlei ob willkürlich oder mechanisch, organisch oder intellektuell, durch inneres Gefühl oder Erregung, Willen oder Wunsch, und Gedanken oder Gemütsbewegung hervorgerufen wird und darauf folgt. Wie keine äußere Bewegung oder Veränderung im normalen Zustand im äußeren Körper des Menschen stattfinden kann, wenn sie nicht durch einen inneren Antrieb, der durch eine der drei genannten Funktionen gegeben ist, hervorgerufen wird, so ist es auch beim äußeren oder geoffenbarten Weltall.“

„Der ganze Kosmos wird von einer nahezu endlosen Reihe von Hierarchien fühlender Wesen geleitet, gelenkt und belebt, von denen jedes eine Sendung zu erfüllen hat […] Sie sind in ihren einzelnen Abstufungen von Bewusstsein und Intelligenz unendlich verschieden; und sie alle reine Geister zu nennen, ohne irgendwelche irdische Beimischung, ,woran die Zeit zu nagen pflegt‘, heißt bloß einer poetischen Fantasie huldigen. […] Sie sind vervollkommnete, wenn nicht anfangende Menschen; und sie unterscheiden sich auf ihren höheren, weniger materiellen Sphären von irdischen menschlichen Wesen nur darin, dass sie frei sind von dem Gefühle der Persönlichkeit, und von der menschlichen erregbaren Natur — von zwei rein irdischen Eigenschaften. […] Die beginnenden Monaden, die noch niemals irdische Körper gehabt haben, können kein Gefühl von Persönlichkeit oder Egoismus haben. Da das, was unter ‚Persönlichkeit‘ verstanden wird, eine Beschränkung und Beziehung ist, oder, wie Coleridge definiert, ‚Individualität, die in sich selbst existiert, aber mit einer Natur als Grundlage‘, so kann das Wort natürlich nicht auf nichtmenschliche Wesen angewendet werden.

,Der Mensch kann sich die Devas weder geneigt machen, noch ihnen befehlen,‘ wird gesagt. Aber durch Lähmung seiner niederen Persönlichkeit, wodurch er zur vollen Erkenntnis der Nichtgetrenntheit seines höheren Selbst von dem Einen Absoluten SELBST gelangt, kann der Mensch, selbst während seines irdischen Lebens ,einer von uns‘ werden. So wird der Mensch dadurch, dass er von der Frucht der Erkenntnis isst, die die Unwissenheit vertreibt, gleich einem von den Elohim, oder den Dhyânis; und wenn er einmal auf ihrem Plane ist, so muss sich der Geist der Solidarität und vollkommenen Harmonie, der in jeder Hierarchie herrscht, über ihn ausbreiten und ihn in allen Einzelheiten beschützen.“

Aus: Die Geheimlehre, Band 1, S. 295 ff.